Stadtgrünpflege weitergedacht
Statistisch gesehen, ist in Wien der Anteil der Grünflächen, dank vielen Parks und anderen großräumigen Grünanlagen, sehr hoch. Doch viele Straßen sind spärlich mit Begleitgrün ausgestattet und daher ist die “spürbare“ Grünmenge in den Straßen der Stadt oft gering. Die Ursache ist klar: kleine, verteilte Grünstrukturen sind teurer und schwieriger zu pflegen.
Aber muss Stadtgrün teuer sein? Würde eine Kooperation zwischen Stadt und Stadtbewohner*innen hier nicht eine Abhilfe schaffen?
Und wenn ja, wie stellt man sicher, dass die bewohnergetriebene Stadtgrünpflege auch langfristig robust und verlässlich funktioniert? Auf diese Frage bietet das Konzept GrätzlGRÜN eine Antwort.
Die Idee
Bewohner*innen, die bei der öffentlichen Grünpflege mit dem Gießrad unterstützen, wird nach jeder geleisteten Gießrunde ein digitaler Gutschein als kleines Dankeschön zur Verfügung gestellt. Dieser kann ausschließlich in den Geschäften und der Gastronomie des Quartiers genutzt werden.
Die Organisationsform im Team ermöglicht, dass die Tätigkeit neben Berufsleben gut machbar bleibt und sich auch mit Urlaubsplänen leicht vereinbaren lässt.
GrätzlGRÜN positioniert sich damit als Alternative zwischen dem ehrenamtlichen, beherzten aber fragilen DoItYourself-Gießkannen-Ansatz und dem effizienten, aber wenig flexiblen kommunalen Verwaltungssystem und kann aus beiden Welten die Vorteile mitnehmen. Nicht zu klein aber auch nicht zu groß.
Mitwirkende im Pflegeteam wären beispielsweise:
- Jugendliche, die sich über Gutscheine für das Lokal ums Eck oder für das Fitnessstudio freuen,
- Eltern, die mit ihren Kindern Gießspaß haben wollen, nachher ein Caféhaus besuchen und mit dem GrätzlGRÜN-Gutschein zahlen
- oder auch Pensionist*innen, die eine sinnvolle Tätigkeit suchen, sich gerne für mehr Grün in ihrem Grätzl einsetzen und dabei für einen Kuchen in der Lieblingskonditorei eine gemütliche GrätzlGRÜN-Pause machen.
- …
Ein Win-Win-Win-System
Die Stadt
- bekommt mehr und besser verteiltes Grün im Grätzl,
- hat Kostenvorteile, da die Pflege durch dieses System der Stadt auf Dauer weniger kostet als durch die Wiener Stadtgärten,
- fördert die lokale Wirtschaft (Einzelhandel etc).
Die gießradfahrenden Bewohner*innen
- sind involviert in nachbarschaftliche Aktivitäten -> ihre Identifikation mit ihrem Grätzl wird gestärkt,
- gewinnen mehr Bezug zur Natur vor der Haustür,
- haben Spaß mit ihren Kindern/Nachbarn,
- bekommen eine Aufwandsentschädigung in Form eines Gutscheins.
Die lokalen Geschäfte
- bekommen mehr Gäste, die mit GrätzlGRÜN-Gutschein zahlen (und potentiell auch ohne Gutschein wiederkehren),
- profitieren aus mehr Stadtgrün: attraktivere Straßen = mehr Fußgänger = mehr Kunden.
Erfahrungen aus der Pilotphase 2022
Die Pilotphase hat gezeigt, dass selbst ältere Personen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit und Kraft das Gießrad gut bedienen können. Kinder liebten bei den Gießfahrten mit an bord zu sein und konnten so auch in der Stadt mehr Verbindung zur Natur aufbauen. Viele Menschen fanden die Gießrunden mit E-lias entspannend und als Ausgleich zur Büroarbeit gut geeignet.
In Kooperation mit der Wien 3420 AG starteten wir im Frühjahr 2023 in der Seestadt die zweite Stufe der Pilotphase in der bereits Gutscheine an den Gießradfahrer*innen ausgegeben werden.